Viele Unternehmen bieten Arbeitnehmern die Option auf eine 4-Tage-Woche. Für wen sie die richtige Wahl ist und welche Vor- und Nachteile sie mit sich bringt? Deinarbeitgeber.com hat die Antworten.
Die Implementierung der Vier-Tage-Woche ist weltweit von verschiedenen Unternehmen und Organisationen in Gang gesetzt worden. Einige Länder führen sogar politische Diskussionen und erarbeiten Gesetzesvorlagen, um flexiblere Arbeitsmodelle und verkürzte Arbeitswochen zu ermöglichen. Bisher gibt es zwar noch kein Land, das die Vier-Tage-Woche als gesetzliche Norm verankert hat, in vielen Unternehmen ist sie aber zu einer wichtigen Option geworden.
Die Vorteile der 4-Tage-Woche
Werfen wir einen Blick auf mögliche Vorteile, die eine 4-Tage-Woche für Arbeitnehmer haben kann.
Mehr Motivation und Gesundheit
Ein Pluspunkt der 4-Tage-Woche kann die längere Regenerationszeit sein, die einem zur Verfügung steht. Allein die Aussicht auf ein verlängertes Wochenende kann die Motivation schon erheblich steigern. Außerdem fördert der zusätzliche freie Tag, sofern richtig genutzt, die Erholung, was sich positiv auf die Gesundheit auswirken kann. Mitarbeiter, die nach dem 4-Tage-Modell arbeiten, haben mehr Zeit zum Ausruhen, für ihre Hobbys oder für gemeinsame Unternehmungen mit der Familie. Zudem können Krankheiten in einer 4-Tage-Woche besser auskuriert oder sogar vermieden werden.
Einfacheres Zeitmanagement
Autoreparaturen, Lieferungen für die Küche oder Arztbesuche – diese Termine lassen sich auf den freien Tag unter der Woche verschieben, was ein weiterer Vorteil der 4-Tage-Woche ist. Da der Mitarbeiter bei einer 4-Tage-Woche nur an vier Arbeitstagen pro Woche arbeitet, bleibt er an den übrigen Tagen nicht stundenlang abwesend und verpasst keine wichtigen Termine im Unternehmen. Dies erspart lange Diskussionen oder Rechtfertigungen beim Vorgesetzten über verpasste Arbeitszeiten und verringert somit den Stress, Termine genau einhalten zu müssen.
Ausgeglichene Work-Life-Balance
Als wesentlicher Vorteil der 4-Tage-Woche für Arbeitnehmer wird häufig die verbesserte Work-Life-Balance genannt. Durch die Reduzierung der Arbeitswoche auf vier Tage haben die Arbeitnehmer mehr freie Zeit für persönliche Interessen, Familie, Freunde und sich selbst. Sie sind somit in der Regel entspannter und weniger gestresst, was sich meist sehr positiv auf die Konzentration und Leistungsfähigkeit während der Arbeitszeit auswirkt.
Weniger Sprit, geringerer CO₂-Ausstoß
Ein bedeutender Vorteil einer 4-Tage-Woche ist die Reduzierung des CO₂-Ausstoßes durch weniger Pendelverkehr. Dies wirkt sich sowohl positiv auf die Umwelt als auch auf den Arbeitnehmer aus, da dieser seine Ausgaben für Kraftstoff reduzieren kann.
Potenzielle Nachteile
Eine 4-Tage-Woche kann für Arbeitnehmer aber auch potenzielle Nachteile haben.
Geringeres Einkommen
Wenn die 4-Tage-Woche zu einer proportionalen Reduzierung der Arbeitszeit führt, könnte dies auch zu einem entsprechenden Rückgang des Einkommens führen, es sei denn, der Arbeitgeber entschädigt die Arbeitnehmer auf andere Weise.
Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Arbeit und Leben
Obwohl eine längere Wochenendpause attraktiv erscheinen mag, kann die Konzentration der Arbeitszeit auf vier Tage pro Woche bedeuten, dass Arbeitnehmer während der Arbeitszeit länger und möglicherweise konzentrierter arbeiten müssen, was die Balance zwischen Arbeit und Leben beeinträchtigen kann. Arbeitnehmer könnten dazu neigen, ihre Arbeitslast in vier Tagen zu konzentrieren, was zu längeren und anstrengenderen Arbeitstagen führen kann.
Arbeitsdruck und Stress
Die Komprimierung der Arbeitszeit in eine 4-Tage-Woche könnte den Druck auf die Arbeitnehmer erhöhen, um sicherzustellen, dass sie ihre Aufgaben in kürzerer Zeit erledigen, was zu einem erhöhten Stressniveau führen kann.
Eingeschränktere Verfügbarkeit für flexible Arbeitsarrangements
Für Arbeitnehmer, die flexibel arbeiten möchten oder müssen, könnte eine 4-Tage-Woche Einschränkungen bedeuten, da weniger Tage zur Verfügung stehen, um ihre Arbeitszeiten anzupassen.
Zwei unterschiedliche Modelle
In der Diskussion um die 4-Tage-Woche, bei gleicher Bezahlung wie bei einer 5-Tage-Woche, gibt es zwei grundlegende Ansätze: Beim ersten Modell werden die regulären 40 Stunden einfach auf vier Tage verteilt, was zu vier Arbeitstagen mit jeweils 10 Stunden führt. Hier sei erwähnt, dass Arbeitsforscher eher davon abraten, die Stunden auf diese Weise zu bündeln, da dies potenziell gesundheitsschädlich sein kann.
Das zweite Modell verfolgt den sogenannten flexiblen 100-80-100-Ansatz. Hierbei wird für 80 % der bisherigen Arbeitszeit 100 % des Gehalts ausgezahlt, wobei dennoch eine hundertprozentige Produktivität erwartet wird. Eine umfangreiche Umfrage zu diesem Ansatz wurde im Vereinigten Königreich von Juni bis Dezember 2022 durchgeführt, an der 61 Unternehmen und rund 3.000 Arbeitnehmer teilnahmen.
Ergebnisse der weltweit größten Studie zur 4-Tage-Woche sind eindeutig
Die größte bisherige Studie zur 4-Tage-Woche hat 61 britische Unternehmen und fast 3.000 Mitarbeiter untersucht. Diese Unternehmen haben sich dazu verpflichtet, ab Juni 2022 die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter für sechs Monate um 20 % zu reduzieren, bei gleichbleibendem Lohn.
Die Ergebnisse des weltweit größten Experiments zur 4-Tage-Woche sind eindeutig. Stress und Krankheiten bei den Mitarbeitern nahmen signifikant ab. Die Produktivität blieb während des Experimentzeitraums weitgehend unverändert. Im Durchschnitt stiegen die Einnahmen der Unternehmen sogar leicht um 1,4 %.
71 % der Mitarbeiter gaben an, dass sie weniger unter Burnout litten. 39 % sagten, sie seien weniger gestresst als zu Beginn des Experiments. Die Anzahl der Krankheitstage ging um 65 % zurück und die Anzahl der Mitarbeiter, die das Unternehmen verließ, verringerte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 57 %.
In Deutschland läuft seit dem 1. Februar 2024 übrigens die bisher größte heimische Pilotstudie zur 4-Tage-Woche, an der knapp 50 Unternehmen teilnehmen. Die Studie wird wissenschaftlich von der Universität Münster begleitet.
Ist die 4-Tage-Woche das Richtige für mich?
Die Entscheidung, ob eine 4-Tage-Woche das Richtige für einen selbst ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es gilt, einige Überlegungen anzustellen.
Zunächst sollten die Arbeitsanforderungen und -verpflichtungen in Betracht gezogen werden. Es ist wichtig zu überprüfen, ob die Arbeitsaufgaben und -ziele mit einer 4-Tage-Woche vereinbar sind und ob genügend Zeit vorhanden ist, um sie in der verkürzten Arbeitszeit zu erledigen.
Des Weiteren spielen persönliche Prioritäten eine Rolle. Individuelle Bedürfnisse nach mehr Zeit für Freizeitaktivitäten, Familie oder persönlichen Interessen sollten berücksichtigt werden, da dies ein wesentlicher Aspekt der Lebensqualität ist.
Finanzielle Auswirkungen müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Eine 4-Tage-Woche kann zu einem reduzierten Einkommen führen, was eine Anpassung des Budgets erfordern kann.
Auch die Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden sollten bedacht werden. Eine verkürzte Arbeitswoche kann zusätzliche Erholungszeit bieten und somit das Wohlbefinden verbessern, insbesondere wenn Stress oder Burnout ein Thema sind.
Eine Hilfe im Entscheidungsprozess kann zudem das Feedback anderer Personen sein, die bereits Erfahrungen mit einer 4-Tage-Woche gemacht haben.
Letztendlich ist die Wahl, ob eine 4-Tage-Woche passend ist, eine persönliche Entscheidung, die von individuellen Umständen, Bedürfnissen und Prioritäten abhängt.
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