Kritik am Chef ist ein äußerst heikles Thema. Besonders dann, wenn sich Chefs als die „Götter“ sehen und davon überzeugt sind, immer ein unfehlbares Verhalten an den Tag zu legen. Viele Mitarbeiter wagen dennoch den mutigen Schritt. Sie atmen tief durch und warten einen günstigen Moment ab. Doch die Kritik muss vorsichtig angebracht werden. Am wichtigsten ist es, das Gespräch gut vorzubereiten.
Eigenreflexion steht zu Beginn
Der erste Schritt startet bei der Eigenreflexion. Mitarbeiter, die Kritik an ihrem Chef anbringen möchten, müssen sich selbst die Frage stellen, ob diese auch gerechtfertigt ist. Manche Menschen sind grundsätzlich nicht fähig, andere Menschen mit ihren Fehlern und Macken anzuerkennen. Ist dies der Fall, wirken sie arrogant, verbittert und sind für ein Team als Person nicht tragbar. Es ist schwer, solche eigenen Verhaltensweisen zu erkennen. Feedback von Kollegen hilft dabei. Wenn dies der Fall ist, sollte Kritik am Chef nicht ausgeübt werden, sondern die eigenen Denkmuster verändert werden.
Fragen stellen
Sollte man der Überzeugung sein, dass man vom Chef falsch behandelt wird und Kritik angebracht ist, ist es hilfreich, sich folgende Fragen zu stellen:
Was ist die Ursache des Übels?
Findet der Chef generell nur seine eigenen Ideen gut und ausschließlich die der anderen nicht?
Was genau ist so falsch an dem, was der Boss richtig findet?
Bei der Beantwortung dieser Fragen ist es wichtig, von eigenen Kränkungen Abstand zu nehmen. Damit gelingt es tatsächlich, herauszufinden, welches Missmanagement vorliegt. Hier zählen Fakten vor Gefühlen. Das heißt nichts anderes, als dass es verständlich ist, dass man sich gekränkt fühlt. Dennoch muss das Hirn über das Herz regieren und die Gründe müssen genau analysiert werden. Fakten zählen. Die Emotionen müssen im Zaum gehalten werden.
Formulierung von Kritik am Chef
Wenn die drei Fragen beantwortet wurden und man sich sicher ist, dass die Kritik angebracht ist, sollte man Folgendes im Gespräch unbedingt vermeiden:
Bestürmen: Es sollte ein Gespräch auf Augenhöhe sein und kein Reinstürmen in das Büro des Vorgesetzten mit einem vorwurfsvollen Gesprächsbeginn.
Lamentieren: Die Kritik sollte möglichst konstruktiv sein. Allgemeines Rumnörgeln disqualifiziert die eigene Person. Viel wichtiger ist es, souverän und selbstbewusst aufzutreten und konkrete Verbesserungsvorschläge zu machen.
Moralisieren: Der Volksmund sagt: „Sind die Argumente gut, ist Moral nicht nötig!“ Wenn sie es nicht sind, dann helfen auch keine Appelle oder negativen Bewertungen. Sehr wichtig ist es auch, von Pauschalurteilen abzusehen. Ein Beispiel dazu ist: „Alle anderen sehen das immer auch genauso wie ich!“ Dies ist unpräzise und angreifend.
Erpressen: Dies ist die dümmste aller Varianten. Der Bumerang kommt meistens in Form einer Kündigung zurück.
Triumphieren: Sollte der Boss tatsächlich die Kritik annehmen und mit seinem Verhalten einlenken oder einen konstruktiven Vorschlag annehmen, dann ist es auch vollkommen unangebracht zu triumphieren. Ein überlegenes Grinsen erzeugt keinen guten Eindruck.
Kritik wird mit Schwäche assoziiert
Eine richtig gut überlegte Strategie kann bei der Kritik am Chef zum Erfolg führen. Wer hingegen unvorbereitet und emotionsgeladen auf den Chef einredet, blitzt in der Regel sofort ab. Die meisten Chefs mögen Kritik nicht und sehen darin das Aufzeigen ihrer Schwäche. Deshalb reagieren die meisten auch sehr abweisend. Mark Twain sagte bereits: „Ich liebe Kritik, aber ich muss damit einverstanden sein!“
Der Ton macht die Musik
Für jedes Kritikgespräch ist es wichtig, den richtigen Ton zu wählen. Der falsche Ton kann den Job kosten. Man sollte nie vergessen, dass der Vorgesetzte in vielen Bereichen am längeren Ast sitzt. Das heißt nicht, dass alles zu akzeptieren ist. Doch auf Höflichkeit und einen respektvollen Ton muss auf jeden Fall geachtet werden.
Tipps für die Kritik am Chef
Im Gespräch sollten die Perspektiven gewechselt werden. Es ist hilfreich, sich in die Position des Chefs zu versetzen. Vielleicht erhält man dadurch einen anderen Blickwinkel. Weiters ist es wichtig, eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Dies gelingt durch eine sachorientierte Kommunikation. Auch auf nonverbale Faktoren wie Blickkontakt oder Mimik sollte besonders geachtet werden.
Sollten die Emotionen hochkochen, da der Chef nicht so reagiert, wie erwartet, sollte man trotzdem sachlich bleiben und nochmals hinterfragen. Dies sollte die Beantwortung der Fragen fördern, aber nicht zu einem Verhör ausarten. Hilfreich ist es, solche Argumente für eine Veränderung zu finden, die zeigen, dass der Blick auf das Wohl des Unternehmens gerichtet ist. Die Kritik sollte immer so formuliert werden, dass der Chef konkrete Vorschläge bekommt.
Kritik am Chef immer mündlich
Ein wichtiges Detail am Ende: Die Kritik sollte immer persönlich und mündlich vorgetragen werden. Alles, was schriftlich versandt wird, wird dokumentiert und kann immer gegen einen Mitarbeiter verwendet werden.
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