Immer wieder geht es in den letzten Jahren um die Veränderung in der Arbeitswelt. Themen wie New Work begleiten die Arbeitgeber. Home-Office ist heute schon Standard. Viele arbeiten nur 30 Stunden. Andere arbeiten in unterschiedlichen Bereichen für verschiedene Firmen. Vielleicht nur mehr 15 Stunden in der Woche. Dies wurde bereits von Wirtschaftsökonom John Maynard Keynes im Jahr 1930 prognostiziert. Hat er damit Recht gehabt?
Prognosen von John Maynard Keynes
Einen sieben Seiten langen Aufsatz verfasste Keynes bereits im Jahr 1930 über die Zukunft der Arbeitswelt. Dieser Aufsatz gehört zu den einflussreichsten Texten der Ökonomie. In dieser Arbeit prognostizierte Keynes, dass in 100 Jahren dank der wirtschaftlichen Weiterentwicklung und des technischen Fortschritts Menschen kaum noch arbeiten müssen. Er ging davon aus, dass drei Stunden pro Tag, also 15 Stunden pro Woche, ausreichen würden, um die gesamte Volkswirtschaft „am Laufen“ zu halten. Menschen würden dadurch wesentlich mehr Zeit für die Freizeit haben.
Wie sieht die Entwicklung tatsächlich aus?
Offensichtlich lag Keynes weit daneben mit seinen Prognosen. Zumindest auf den ersten Blick. Das Thema Arbeitszeitverkürzung feiert erst seit kurzem eine Renaissance. Keynes hatte insofern recht, als dass dieses Thema ganz weit nach oben gerutscht ist, wenn es um die Wünsche von Arbeitnehmern geht. Politisch wird in unterschiedlichen europäischen Ländern über eine 32-Stunden-Woche diskutiert. Auch in Österreich wird dieser Grundsatz angedacht. Bei vollem Lohnausgleich. Die 32-Stunden-Wochen sollten als „neue, gesunde Vollzeit“ gelten.
Teilzeitquoten in der Europäischen Union
Die Niederlande haben die höchste Teilzeitquote in der Europäischen Union. Rund 42,9 % arbeiteten im vierten Quartal 2022 in Teilzeit. Wobei auch der Geschlechterunterschied in den Niederlanden sehr hoch ist. Rund 63,5 % der Frauen in den Niederlanden arbeiteten in Teilzeit. In den osteuropäischen Ländern macht Teilzeitbeschäftigung nur einen geringen Anteil der Gesamtbeschäftigung aus. Bulgarien hat die geringste Teilzeitquote der EU. Der Anteil der Frauen, die sich in Teilzeitbeschäftigungen befinden, liegt jedoch weiterhin in allen Ländern der Europäischen Union höher als der der Männer. Der Grund liegt in der Betreuung von Kindern und Angehörigen.
Durchschnittliche Wochenarbeitszeit in Teilzeit
In Deutschland arbeiten viele Erwerbstätige in Teilzeit. Die folgende Statistik zeigt, dass teilzeitbeschäftigte Männer im Jahr 2022 durchschnittlich 19,2 Stunden gearbeitet haben. Frauen arbeiten mehr in Teilzeit. Durchschnittlich waren es 21,4 Stunden.
Wie hat sich die Arbeitswelt seit 1930 entwickelt?
Anfänglich sind die Prognosen, die Keynes aufgestellt hat, auch tatsächlich eingetreten. Die Arbeitszeiten wurden in allen Ländern der Europäischen Union sukzessive kürzer. In Österreich sank die gesetzliche Wochenarbeitszeit von 48 auf 45 Stunden im Jahr 1959. Danach wurde im Jahr 1967 die Zahl der Arbeitsstunden von 45 auf 43 Stunden reduziert. Im Jahr 1974 folgte die letzte Reduktion auf 40 Stunden pro Woche. Erst in vielen unterschiedlichen Kollektivverträgen wurden die 38,5 Wochenstunden eingeführt.
Verblüffende Ergebnisse
Die Gesamtzahl der Arbeitsstunden, die in Österreich pro Jahr geleistet werden, betrugen 7,2 Milliarden Stunden im Jahr 2022. Das Verblüffende dabei: Diese Zahl hat sich in den vergangen Jahrzehnten kaum verändert. Vor fünf Jahren war sie ungefähr gleich hoch wie heute. Dies ist innerhalb der gesamten EU zu beobachten. Es wird also in Summe kaum mehr als vor Jahrzehnten gearbeitet.
Arbeitsvolumen stagniert
Die Gesamtzahl der Arbeitsverhältnisse im Land hat allerdings zugenommen. Vereinfacht ausgedrückt: Es gibt mehr Arbeitskräfte in den europäischen Ländern, die die Stunden abarbeiten. Die Zahl der Arbeitskräfte hat sich radikal erhöht. Auch die Produktivität ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Obwohl heute stundenmäßig nicht mehr gearbeitet wird als vor Jahrzehnten, wird mehr erwirtschaftet. Somit werden die gleichen Stundenzahlen wie einst einfach auf mehrere Köpfe aufgeteilt. Und in kürzerer Zeit wird mehr erwirtschaftet.
Rückschluss auf Arbeitszeit
Wenn die Anzahl der geleisteten Stunden durch die Anzahl der Arbeitskräfte dividiert wird, kommt man im Jahr 2022 auf 27,9 Stunden Nettoarbeitszeit innerhalb von Deutschland. Damit ist die 40-Stunden-Woche als angebliche Norm längst zur Illusion geworden. Teilzeit ist die Regel. Bei Frauen aus erklärbaren Gründen mehr als bei Männern.
Hatte Keynes also doch Recht?
All diese Berechnungen ergeben, dass es längst an der Zeit wäre, die Vollzeit wieder anzupassen. Somit lag Keynes nur auf den ersten Blick falsch. Die 15-Stunden-Woche erweist sich als zu optimistisch, doch grundsätzlich schätzte er die Entwicklungen in der Arbeitswelt richtig ein. Weniger Arbeitsstunden sollen in Zukunft reichen, um ein hohes Niveau an Wohlstand, Waren und Dienstleistungen zu erwirtschaften.
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