Der Bare-Minimum-Monday soll den Montag zum Relax-Tag machen. Auf TikTok gehypt, präsentiert sich der Worklife-Trend in der Praxis aber vorerst noch unrealistisch.
„Das F im Montag steht für Freude“, „Zu kalt, zu früh, zu Montag“ oder „I hate mondays“, solche und viel weitere Sprüche zieren zahlreiche Instagram-Postings, Kaffeetassen, Shirts und mehr. Keinem anderen Tag wird derart viel negative Energie gewidmet. Der Montag scheint demnach der gefürchtetste Tag der Woche zu sein. Die Lösung? Das Bare-Minimum-Prinzip (zumindest laut Befürworter).
„Sunday Scaries“ wissenschaftlich belegt
Dass sich nur die wenigsten Arbeitnehmer am Sonntag bereits wieder auf den bevorstehenden Montag als Arbeitstag freuen, ist wissenschaftlich belegt. Ein Forscherteam der Universität Leipzig etwa hat in einem Fachmagazin eine Studie dazu veröffentlicht.
Das Ergebnis: Es besteht kaum einen Unterschied zwischen dem tatsächlichen Wohlbefinden an einem Montag im Vergleich zu allen anderen Werktagen. Auch der Erschöpfungsgrad im Laufe der Woche sei bei den Studienteilnehmern nicht erhöhter gewesen.
Studienleiter Dr. Oliver Weigelt erklärte in einer Pressemitteilung, dass der Kontrast zwischen Sonntag und Montag aber unter Umständen dazu führe, dass der erste Tag der Arbeitswoche als schlimmster Tag in der Woche wahrgenommen werden würde. In diesem Zusammenhang spricht man auch von den sogenannten „Sunday Scaries“, also der Angst am Sonntag, am nächsten Tag wieder in die Arbeit gehen zu müssen.
Das Bare-Minimum-Prinzip als Lösung
Um dem „Monday Blues“ ein Schnippchen zu schlagen, rief Marisa Jo Mayes, Start-up-Gründerin und Influencerin auf ihren Social-Media-Kanälen mit dem Hashtag #BareMinimumMonday zum neuesten Arbeitstrend auf, der besagt, am Montag nur das absolute Minimum zu leisten.
Das Prinzip ist simpel: Montags wird der Arbeitseinsatz auf ein Minimum reduziert. Man startet ganz easy und smooth in die neue Woche. Gearbeitet wird keinesfalls mehr als drei Stunden. Der restliche Tag wird dann ganz individuell verbracht. Dabei stehen „Selfcare“ und „Mental Health“ klar im Vordergrund.
Die Logik, die Marisa Jo Mayes in ihrem „Bare-Minimum-Prinzip“ sieht, ist für sie und ihre Anhänger sonnenklar. Je weniger Stress und psychische Belastung Arbeitnehmer am Montag erfahren, desto produktiver und motivierter sind sie im Laufe der weiteren Woche und desto weniger Ausfallzeiten gibt es. Der Montag wird also zum Lieblingstag mit zahlreichen Vorteilen.
Psychische Erkrankungen häufiger Grund für Arbeitsunfähigkeit
Verfechter des Bare-Minimum-Prinzips sehen in diesem Ansatz auch einen fundierten Ansatz für eine Reduktion von psychischen, oft arbeitsbedingten, Erkrankungen. Und eine solche sei dringend notwendig. Ein Blick auf die Statistik in Deutschland zeigt, dass psychische Erkrankungen tatsächlich zugenommen und einen Einfluss auf die Arbeitswelt haben.
Neben Erkrankungen des Muskel-Skelett- und des Atmungssystems haben vor allem psychischen Erkrankungen in den letzten Jahren kontinuierlich an Bedeutung gewonnen. So ist das Arbeitsausfallvolumen aufgrund psychischer Diagnosen im vergangenen Jahrzehnt um knapp 70 % gestiegen und mit aktuell knapp 19 % aller Ausfall-Tage (AU-Tage) die zweitwichtigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit.
Die Statistik zeigt die Entwicklung von Arbeitsunfähigkeitsfällen und -tagen (AU-Fälle; AU-Tage) aufgrund psychischer Erkrankungen in Deutschland in den Jahren 2011 bis 2021. Im Jahr 2021 betrug der Indexwert von Arbeitsunfähigkeitsfällen 118,8 Punkte. Das bedeutet, dass die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle im Jahr 2021 um 18,8 % höher lag, als im Jahr 2011.
Funktioniert der Bare-Minimum-Monday in der Praxis?
So sinnvoll und verlockend der Bare-Minimum-Monday auch klingen mag. Aus praktischer Sicht ist das Konzept vorerst noch lückenhaft. Immerhin genießen nur wenige das Privileg, sich ihre Zeit flexibel einteilen zu können. Viele Unternehmen kämpfen derzeit außerdem mit einem Mitarbeiterschwund, finden nur schwer ein geeignetes Personal und können sich die besagten reduzierten Montage nicht leisten.
Für Arbeitnehmer, die am Fließband arbeiten, scheint der „relaxte Montag“ ebenso unmöglich. Auch im medizinischen Bereich oder in anderen höchst verantwortungsvollen Sektoren ist der Ansatz von Marisa Jo Mayer derzeit praxisfremd.
Ob sich der Bare-Minimum-Monday also wirklich 1:1 so durchsetzen lässt wie von dessen Befürwortern angedacht, ist aus momentaner Sicht eher fraglich. Auf TikTok und Co. findet man dennoch den ein oder anderen sinnvollen Life-Hack, um den Montag um einiges positiver zu gestalten. Um der „Hustle-Culture“ jedoch Parole bieten zu können, braucht es sicherlich besser durchdachte Strategien.
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