Schlagfertigkeit kann man lernen!
Autor:
Uschi Bornemann
Wer kennt das nicht? Eine Situation, in der man verbal angegriffen wird und erst im Nachhinein realisiert, wie man richtig reagieren hätte können? Aus diesen Situationen kann man aber lernen und in Zukunft Schlagfertigkeitstechniken anwenden. Diese sind individuell und haben ganz viel mit unserer grundsätzlichen Einstellung und unserer Persönlichkeit zu tun.
Was bedeutet Schlagfertigkeit?
Schlagfertigkeit ist die Kunst, souverän zu reagieren. Daher drängt sich die Frage auf, was Souveränität überhaupt bedeutet. Souveränität ist die Kunst, selbst zu entscheiden, was ich tun und was ich lassen möchte. Wer seine Souveränität verliert, lässt sich von anderen steuern. Und das möchte man doch nicht! Die erste Frage ist also, wie kann ich es schaffen, souverän zu werden?
Souverän werden
Viele Menschen stellen sich immer wieder die Frage, was andere über sie denken. Ob sie das Recht haben, in bestimmten Situationen „nein“ zu sagen. Ängste dominieren oftmals unser Verhalten und halten uns davon fern, das zu sagen, was wir denken und was wir fühlen. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Es ist definitiv nicht immer richtig, was wir denken! Viele Menschen berufen sich auf Aussagen wie „Das habe ich immer schon so gemacht!“ oder „So bin ich halt!“. Mag sein und ist auch legitim.
Doch ein souveräner Mensch ist empathisch. Er weiß, wie er andere verletzen kann und versucht dies so weit wie möglich zu vermeiden. Souveräne Menschen lernen, ihre Gedanken und ihre Emotionen zu steuern. Sie konzentrieren sich auf Lösungen und ein gutes Miteinander und setzen sich auch stark mit sich selbst auseinander. Sie wissen, wohin ihr Weg sie führen sollte. Daher wissen sie auch, in welchen Situationen es sinnvoll ist, sich zu positionieren, etwas zu sagen, zu kontern oder einfach still zu sein. Auf jeden Fall sollte man nicht unterwürfig, sondern einfach nur strategisch ruhig in Situationen sein, in denen es nichts bringt „auszuzucken“.
Selbstbewusstsein steigern
Souverän und schlagfertig zu reagieren hilft, das Selbstbewusstsein zu stärken. Dabei ist es wichtig, Grenzen aufzuzeigen. Stopp zu sagen, wo notwendig und die Kontrolle zu übernehmen, wenn etwas Unerwartetes passiert. Interessanterweise wird man dadurch auch von den Mitmenschen mehr respektiert und schafft es damit in Zukunft immer leichter, sich durchzusetzen.
Schlagfertigkeitstechniken für den Einstieg
Wenn man sich mit dem Thema Schlagfertigkeit auseinandersetzt, stößt man auf unzählige Techniken. Wichtig ist, die für sich selbst passende Methode herauszufinden. Eine der wichtigsten Techniken besteht darin, Wünsche und Bitten direkt zu äußern. Das heißt, dass nicht „durch die Blume“ kommuniziert wird. Ist es zum Beispiel in einem Zugabteil, in dem vier Menschen sitzen kalt, weil das Fenster geöffnet ist, reicht die Feststellung „Ui, heute ist es aber kalt!“ nicht aus, um Menschen zu einer Handlung zu bewegen. Die souveräne Formulierung lautet dabei: „Mit ist kalt. Kann ich das Fenster zumachen?“ Diese Art der Kommunikation gibt dem Gegenüber die Möglichkeit abzulehnen oder zuzustimmen. Männer schätzen diese direkte Art besonders. Frauen sind eher bekannt dafür, „um den Brei herum“ zu reden.
Fragen stellen und sich nicht abwimmeln lassen
Oftmals bekommt man ein „Nein geht nicht!“, „Nein, dafür bin ich nicht zuständig!“, „Hier sind Sie falsch!“ zu hören und lässt sich einfach abwimmeln. Eine gute Reaktion ist immer, Fragen zu stellen. „Danke für die Information. Wer ist für mich zuständig?“ oder „Wann kann ich einen Termin bekommen!“. Besonders Menschen mit einem geringen Selbstvertrauen trauen sich nicht, Fragen zu stellen. Diese Technik ist einfach, aber sehr hilfreich.
Humor, Mut und Spaß
Wenn Menschen gut gelaunt sind, lachen sie mehr und sind damit auch in ihrer Kommunikation „lockerer“. Diese Lebenseinstellung hilft sehr, um schlagfertig reagieren zu können. Mit Humor geht alles leichter und Angriffe werden nicht zu persönlich genommen. Wer über sich selbst lachen kann, wirkt deutlich souveräner als Menschen, die sich permanent angegriffen fühlen.
Triggersätze auswendig lernen
Im Laufe der Zeit wird man besser und individueller, doch zu Beginn eignen sich auch vorgefertigte Standardsätze, sogenannte „Triggersätze“, gut, um überhaupt reagieren zu können.
- „Wenn Sie das sagen, wird es wohl stimmen!“
- „Das überlege ich mir noch!“
- „Ich habe das nicht verstanden. Was wollen Sie damit konkret sagen?“
Angriff ist die beste Verteidigung
Manchmal ist es trotz wertschätzender und souveräner Kommunikation notwendig, dem Gegenüber ein klares Kontra zu geben. Menschen sind oft der Meinung, dass das zu weit geht. Doch Diskussionen, vor allem auch im beruflichen Kontext, laufen auch hart ab. Da sollte man vorbereitet sein!
„Das haben Sie gut beobachtet!“, sollte nicht ironisch, sondern bestätigend wirken. Wichtig ist, dass man das berühmte letzte Wort hat. Im Gegensatz dazu „Behaupten kann das jeder!“, lädt dazu ein, aktiv eine Situation zu hinterfragen und sich nicht mit der erstbesten zufrieden zu geben. „Aus ihrem Mund klingt das irgendwie kleinkariert!“, ist eine Möglichkeit, sich selbst mit seiner Aussage zu positionieren.
Um Schlagfertigkeitstechniken lernen zu können, ist es wichtig, sie auch regelmäßig zu üben. Dadurch bleibt der Geist wach. Zusätzlich ist es wichtig, auf Signale im Umfeld zu achten, um auf potenzielle Angriffe möglichst vorbereitet zu sein. Das gelingt natürlich nicht immer. Sich nicht provozieren zu lassen, ist der Grundpfeiler der Souveränität. Auch Allgemeinwissen hilft sehr, gekonnt reagieren zu können. Eine selbstbewusste Körpersprache ist ebenso wichtig. Wer den Blick nur senkt, die Schultern hängen lässt und sich in sich selbst verkriecht, wirkt nicht besonders stark.
Winston Churchill sagte auf einer Party zur Gastgeberin: „Wenn Sie meine Frau wären, würde ich Ihnen Gift geben!“ Daraufhin die Gastgeberin: „Wenn Sie mein Mann wären, würde ich es nehmen!“