Erreichbarkeit bestimmt zunehmend unseren Alltag. Ständige Verfügbarkeit durch Smartphones, E-Mails und soziale Medien gehört für viele Menschen sowohl im Arbeitsleben als auch im Privatleben dazu. Besonders durch die Digitalisierung ist es einfacher denn je, jederzeit erreichbar zu sein – doch wie wirkt sich das auf unser Wohlbefinden und unsere Produktivität aus? Ist es notwendig, ständig online zu sein, oder sollten wir klare Grenzen setzen?
Erreichbarkeit: Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen
Viele Berufstätige fühlen sich verpflichtet, auch nach Feierabend oder am Wochenende erreichbar zu sein. Besonders in Berufen mit hoher Verantwortung oder internationalem Austausch sind Anrufe und E-Mails außerhalb der regulären Arbeitszeit keine Seltenheit. Laut einer aktuellen Studie von Deloitte und der Universität Wien erwarten viele Unternehmen von ihren Mitarbeitern, auch in ihrer Freizeit erreichbar zu sein. Nur 37 % der Führungskräfte sind der Meinung, dass es notwendig ist auch in der Freizeit für Arbeitsbelange erreichbar zu sein. Bei den Mitarbeitern sind es nur 22 %.
Diese Entwicklung kann dazu führen, dass sich Arbeitnehmer nur schwer von ihrer Arbeit abgrenzen können. Die Konsequenz ist, dass sie nicht wirklich abschalten, was langfristig gesundheitliche Probleme verursachen kann. Wer das Gefühl hat, nie wirklich frei zu haben, wird schneller erschöpft und weniger leistungsfähig.
Erreichbarkeit und Stress: Wie sehr belastet sie uns?
Zahlreiche Studien zeigen, dass dauerhafte Erreichbarkeit zu erhöhtem Stress führt. Das Gefühl, ständig für Kollegen, Kunden oder Vorgesetzte verfügbar sein zu müssen, kann den mentalen Druck erheblich erhöhen. Besonders belastend ist es, wenn die Erwartung besteht, sofort auf Nachrichten zu reagieren.
In Deutschland ist dieses Phänomen besonders weit verbreitet. Arbeitnehmer leiden unter dem sogenannten „Erreichbarkeitsstress“. Dieser entsteht durch ständige Benachrichtigungen und das Bewusstsein, dass jederzeit eine Anfrage oder eine Aufgabe auf sie warten könnte. Eine dauerhafte Unterbrechung der Erholungsphasen kann langfristig zu Erschöpfung oder sogar einem Burnout führen.
Ein weiteres Problem ist die sogenannte „Phantomvibration“. Viele Menschen nehmen fälschlicherweise an, dass ihr Handy vibriert, obwohl keine Nachricht eingegangen ist. Dies zeigt, wie tief die permanente Erreichbarkeit bereits in unser Unterbewusstsein vorgedrungen ist.
Die Vorteile kontrollierter Erreichbarkeit
Trotz der Risiken gibt es auch Vorteile einer guten Erreichbarkeit. In vielen Berufen ermöglicht eine schnelle Kommunikation eine effizientere Zusammenarbeit. Wer flexibel auf Anfragen reagiert, kann Probleme schneller lösen und sich Wettbewerbsvorteile sichern. Besonders im Bereich der Notfalldienste oder der Medizin kann schnelle Erreichbarkeit Leben retten.
Auch im privaten Bereich hat sie Vorteile: Familienmitglieder und Freunde können sich jederzeit kontaktieren und sich gegenseitig unterstützen. Zudem bietet moderne Kommunikation die Möglichkeit, soziale Kontakte trotz räumlicher Distanz aufrechtzuerhalten.
Warum Pausen von der Erreichbarkeit wichtig sind
Regelmäßige Auszeiten von digitalen Kommunikationskanälen sind entscheidend für die psychische Gesundheit. Viele Experten empfehlen, bewusste Offline-Zeiten einzuplanen, um sich zu regenerieren.
Besonders hilfreich kann es sein, am Abend das Smartphone bewusst zur Seite zu legen und klare Zeiten für den Austausch von E-Mails und Nachrichten festzulegen. Insgesamt sind 44 % der Bevölkerung in Deutschland im Jahr 2023 der Meinung, dass Erholung als wichtiger Bestandteil im Tagesablauf eingeplant werden sollte.
Die Fähigkeit, abzuschalten und sich auf andere Dinge zu konzentrieren, hilft, Stress zu reduzieren und die Konzentration zu steigern. Unternehmen, die ihren Mitarbeitern klare Ruhezeiten ermöglichen, profitieren langfristig von motivierteren und gesünderen Arbeitnehmern.
Neue Regeln für eine bessere Balance
Immer mehr Unternehmen erkennen die negativen Folgen ständiger Erreichbarkeit und setzen klare Regeln. In Frankreich gibt es bereits ein „Recht auf Unerreichbarkeit“, das Arbeitnehmer vor beruflicher Kontaktaufnahme außerhalb der Arbeitszeiten schützt. Auch in Deutschland diskutieren Firmen über ähnliche Regelungen, um die Work-Life-Balance der Mitarbeiter zu verbessern.
Einige Unternehmen haben bereits Maßnahmen ergriffen, um den Druck auf ihre Mitarbeiter zu reduzieren. Dazu gehören:
Feste E-Mail-Sperrzeiten am Abend und an Wochenenden.
Automatische Abwesenheitsmeldungen außerhalb der Arbeitszeiten.
Interne Regelungen, die Anrufe und Nachrichten nach Feierabend untersagen.
Fazit
Erreichbarkeit kann sowohl Segen als auch Fluch sein. Während sie in manchen Bereichen notwendig und vorteilhaft ist, sollte sie nicht zur Belastung werden. Die richtige Balance zwischen Verfügbarkeit und Erholung ist essenziell, um sowohl beruflich als auch privat gesund und leistungsfähig zu bleiben. Ein bewusster Umgang mit digitalen Kommunikationsmitteln hilft, die Kontrolle über die eigene Zeit zurückzugewinnen und langfristig zufriedener zu leben.
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